“Ich bin, weil wir sind.“ – diese Grundidee der südafrikanischen Ubuntu Philosophie – war die zentrale Aussage von Hadija Haruna Oelker am Ende des Abendgespräche Inklusion in der IGS Nordend.
„Ich bin, weil wir sind.“ Dies sei eine inklusive Perspektive, in der jeder Mensch sich als Teil des Kollektivs verstehen kann. Ein Verständnis, in dem die Verletzung eines Menschen als eine Verletzung aller verstanden wird. Und andere zu unterstützen nicht als wohltätiger Akt, sondern als gemeinsamer Pakt gilt. Und das wiederum bedeutet ein Ende der Auslese, weil es keine Aufrechnung mehr zwischen behinderten und nicht behinderten Menschen gibt.
Die IGS Nordend hatte die Frankfurter Autorin, Journalistin und Mutter Hadija Haruna Oelker zum Abendgespräch „Inklusion und Vielfalt“ in die Aula der Schule eingeladen.
Sie las vor aus ihrem Buch „Zusammensein. Plädoyer für eine Gesellschaft der Gegenseitigkeit“. Über Behinderung als politische Kategorie, dem oft nur defizitären Blick auf Behinderung, dem Bewusstsein, dass Menschen nicht nur Schwarz oder weiß oder behindert sind, sondern Intersektionalität verkörpern, d.h. mehrere „Merkmale“ gleichzeitig haben und manchmal auch mehrfach diskriminiert werden.
Die Moderatorin Michaela Schmehl rahmte und vertiefte diese Inhalte durch ihre Fragen und Anmerkungen rund um die Textpassagen.
Erweitert wurde die Gesprächsrunde durch Lydia Zoubek, sehbehinderte Aktivistin, Mutter und Bloggerin aus Neu-Isenburg. Sie berichtete von ihrer frühen Verantwortungsübernahme als Kind und Jugendliche für Ämterangelegenheiten, für die ihre nicht deutschsprechende Mutter nicht in der Lage war. Sie sprach aber auch von dem Absprechen von Verantwortung auf Grund ihrer Sehbehinderung durch Ämter in Hinblick auf die Erziehung ihrer beiden Töchter.
Über seine Schulzeit in der IGS Nordend berichtete Lasse Kuhl (24), Frankfurter Student und Musiker. Darüber, dass er erst nach seiner Schulzeit erkannte, dass das erlebte Miteinander von Vielfalt in dieser Schule nicht selbstverständlich für andere Schulen sei. Er berichtet von seiner Tätigkeit als Teilhabeassistenz und der Möglichkeit, mit Musik einem Schüler das Sprechen erleichtern zu können.
Sein ehemaliger Mitschüler Marcel Schäfer (24) war der dritte Gast auf dem Podium. Er berichtete Positives, so von seiner Prüfung zum Fußball Jugendschiedsrichter. Und, dass er jetzt – nach vielen gepfiffenen Spielen in der E-Jugend – sogar als Linienrichter angefragt wurde. Aber auch von der Schwierigkeit, eine Arbeitstätigkeit zu finden, von der Notwendigkeit, bei einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen selbst gekündigt haben zu müssen, monatelang nicht krankenversichert gewesen und nun bei einem Außenarbeitsplatz einer Werkstatt angestellt zu sein.
Auf eine Frage aus dem Publikum nach ihren Wünschen für eine inklusive Schule gefragt, äußerten die Podiumsteilnehmer*innen u.a. den Wunsch nach multiprofessionellen Teams, eine Ausbildung aller Lehrkräfte, egal welcher Schulformen, die inklusives Wissen und Handeln vermittelt, die Abschaffung des dreigliedrigen selektierendes Schulsystem sowie die Möglichkeit gemeinsam zu lernen.
Gerahmt wurde der Abend durch die Musik von Lasse Kuhl am Piano und an der Gitarre.
Im abschließenden Come Together bei Speisen und Getränken des Catering Projektes wurde über all das am Abend Gehörte geredet, Bücher gekauft, neue Kontakte geknüpft, bestehende vertieft.
Das Projekt RexTV wird in einiger Zeit einen Filmbeitrag über das Abendgespräch erstellen. Wir informieren an dieser Stelle darüber.
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Lasse Kuhl mit Suns Sons „There is You“
Lasse Kuhl mit Suns Sons „In the Boys‘ Locker Room“